In der heutigen Zeit spricht man häufig vom «Digital Divide» – der digitalen Kluft, die jene trennt, die Zugang zu moderner Technologie haben, von denen, die dies nicht tun. Doch die Realität ist komplexer: Es gibt nicht nur eine digitale Kluft, sondern viele verschiedene, es gibt dutzende. Diese Kluften existieren in Familien, Unternehmen, Vereinen und allen sonstigen formellen und informellen sozialen Gruppen. Sie entstehen durch unterschiedliche Meinungen und Fähigkeiten im Umgang mit den sich ständig wandelnden Medientechnologien und Kommunikationslandschaften.
Die vielen Facetten des Digital Divide
Innerhalb der Familie
In fast jeder Familie finden sich Beispiele für den Digital Divide. Stelle dir einen viel jüngeren Neffen vor, der Smartphones als unnötigen Quatsch abtut und daher weder viel noch direkt und schriftlich kommuniziert. Gleichzeitig gibt es vielleicht ein Geschwister, das als «Offliner» bezeichnet wird und das Internet kaum nutzt. Dann ist da noch die Mutter oder der Onkel, die sich nicht trauen zu schreiben, aus Angst, sich durch mangelnde Schreibfähigkeiten lächerlich zu machen. Dies führt oft dazu, dass die Partnerin oder der Partner dieser Person alle Kommunikation übernimmt und damit Entscheidungen trifft, die andere Familienmitglieder verärgern könnten.
Im Unternehmen
Auch in Unternehmen sind digitale Kluften allgegenwärtig. Ältere Mitarbeiter kämpfen möglicherweise mit der Einführung neuer Software, während jüngere Kollegen mühelos mit den neuesten Technologien jonglieren. Unterschiedliche Erwartungen und Fähigkeiten führen zu Missverständnissen und Frustrationen. Neue technische Möglichkeiten und Kommunikationsräume garantieren keine Ordnung; im Gegenteil, sie können mehr Chaos schaffen, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden.
Der Medienwandel und seine Herausforderungen
Wir befinden uns mitten in einem Medien- und Kulturwandel, der noch lange nicht abgeschlossen ist. Die Einführung neuer Kommunikationsmittel führt nicht automatisch zu einer reibungslosen Kommunikation. Vielmehr eröffnen sie Potenzial für Missverständnisse und Konflikte, wenn unterschiedliche Erwartungen aufeinanderprallen. In der Steinzeit weigerten sich möglicherweise einige Menschen, zu sprechen, da sie dachten, dass die einfachen Laute «ahhh», «ohhhh», «umpf», «uga-gaga» ausreichten. Ähnlich verhielt es sich im 15. bis 17. Jahrhundert, als einige Katholiken schockiert waren, dass Protestanten plötzlich selbst zu lesen begannen, anstatt dies den Pfarrern zu überlassen.
Neue Kommunikationsräume: Ordnung oder Chaos?
Neue Kommunikationsräume haben das Potenzial, sowohl Ordnung als auch Chaos zu bringen. Es ist unrealistisch, zu erwarten, dass alle Menschen, unabhängig von ihrem Alter, neue Medien so einsetzen können, wie es ein «digitaler Turbo» erwartet. Jeder hat andere Erwartungen und Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien. Während Schriftliches den Vorteil bietet, dass es als Beweismaterial dienen kann, wenn es um die Klärung von Missverständnissen geht, führt es nicht zwangsläufig zu einer besseren Kommunikation. Der Cyberspace bietet auch viel Raum für Chaos …
Fazit
Der digitale Wandel bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich. Anstatt zu erwarten, dass alle konsequent auf eine bestimmte Weise kommunizieren, solltest du darauf hoffen, dass neue Kommunikationsräume zu mehr Ordnung und nicht zu zusätzlichem Chaos führen. Es ist wichtig, Geduld und Verständnis zu zeigen, wenn es um den Umgang mit neuen Medien geht, und sich bewusst zu sein, dass die digitale Kluft in vielen Formen existiert – innerhalb der Familie, im Unternehmen und in der Gesellschaft insgesamt. Nur so können wir die Vorteile der digitalen Revolution voll ausschöpfen und die Herausforderungen gemeinsam meistern.
Note to myself: Du, Digital Turbo, du kannst nicht von dir auf andere schliessen. Du kannst nicht erwarten, dass andere gleich viel Spass an geteilten Kalender-Systemen oder Standorttracking haben wie du. Denke daran, dass nicht alle dieselbe Begeisterung für neue Technologien teilen. Es gibt Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich mit neuen Kommunikationsmitteln zurechtzufinden. Und das ist okay. Sei geduldig und verständnisvoll. Erkenne, dass jeder Mensch anders ist und unterschiedliche Fähigkeiten und Erwartungen hat. Nur so kannst du helfen, Brücken über die digitalen Kluften zu bauen und zu einem harmonischeren Miteinander beizutragen.
Die Fraktale in unterschiedlichen Grössen symbolisieren die vielfältigen Kommunikationsräume, in denen wir uns bewegen, Familien, Unternehmen, Freundeskreise, Vereine … Fraktale stehen für das Zusammenspiel von Chaos und Ordnung – genau wie die Herausforderungen und Möglichkeiten, die der Medienwandel mit sich bringt. (Bild: PD)