Was machbar ist, wird gemacht: Meine Sicht auf den TikTok-Trubel

Das erfolgreiche Social Media «TikTok» wird erst dann kein Problem, sondern ein tolles Tool für die USA sein, wenn es exklusiv Amerikaner:innen und Freund:innen der USA und somit dem US-Apparatus gehören wird. Bis es soweit ist, werde ich weiterhin empfehlen, TikTok zu boykottieren.

Hightech, geschützt mit Radarkuppeln «Cryptologic Operations Center» in Misawa, Japan (Bild: Public Domain)

Prämisse 1: Social Media sind nicht nur Lebensräume

Social Media sind auch Waffentechnologien für die Länder, die sie besitzen. Waffen für Propaganda, Überwachung, Counterterrorismus, Wirtschaftsspionage etc. Falls dich die Prämissen 2 und 3 für folgende Argumentationslogik interessieren, findest du sie unten.

Was technisch heute locker machbar ist

Wenn du ein Video oder ein Bild auf ein Social Media hoch lädst, dann wird dieses Material von einer Engine analysiert. Ich gehe dabei davon aus, dass alles, was als strukturierte Daten erfasst werden kann, auch als strukturierte Daten erfasst wird, seien dies zum Beispiel Titel von Büchern in einem Büchergestell oder die Qualität sowie potenziellen Preise von Inneneinrichtungsgegenständen.

Was machbar ist, wird gemacht.

TikTok liefert besseres Datenmaterial

Die Datenqualität, welche die Regierung, beziehungsweise die Geheimdienst-Agencys hinter dem jeweiligen Social Media erhalten, entscheidet darüber, wie gut die jeweiligen Geheimdienste «bewaffnet» sind. Das ist das Problem für die westlichen Agencies:

Auf Facebook, Youtube, Twitter und anderswo werden klar weniger persönliche Inhalte direkt aus der Wohnung, aus den eigenen persönlichen Wohnräumen gepostet. Ganz einfach, weil Facebook inzwischen das Netzwerk der Ü40er ist und weil Youtube mehr und mehr zu einem Distributionskanal von Profi- bis Semiprofi-Content wird.

Das ist bei TikTok anders: Die Videos, die Jugendliche und Kinder auf TikTok posten beinhalten sehr häufig viele persönliche Gegenstände und Bücher im Hintergrund, die – unter den oben gesetzten Prämissen – eine TikTok-Engine analysiert, auswertet und strukturiert hinterlegt.

Man darf davon ausgehen, dass TikTok es geschafft hat, dem Geheimdienst, der Regierung, die dahinter steht, in diesem Fall den Behörden in China, Daten zu liefern, welche jede Familie von einem Kind und einer oder einem Jugendlichen in ein Psychogramm einteilen lässt. Ich nehme an, diese Engine von TikTok leiste wegen dem Verhalten und der Demografie der Nutzer:innen deutlich zuverlässigere Psychogramme als Facebook. Die Social Media Instagram und Snapchat sind in diesem Zusammenhang vielleicht eher noch gleich «fit» wie TikTok.

Ein Social Media, das möglicherweise dem Geheimdienst ebenfalls sehr persönliche Daten via Bildanalyse liefert, ist allenfalls BeReal. Das vergleichsweise junge Netzwerk gehört «den Französinnen und Franzosen». Haben die etwas nachzuholen? Du findest mich übrigens auf BeReal unter bere.al/mebimabo Und übrigens: Auf TikTok habe ich kein Profil und ich sage bei Social Media Kursen für Vereine und kleine Unternehmen, dass ich TikTok boykottiere solange eine Diktatur wie der heutige Staat von China dahinter steht.

Glaub selber, was realistisch ist und was nicht …

Natürlich wird sowohl von den Ami-Netzwerken als auch von TikTok abgestritten, dass nicht nur Daten erfasst würden, welche die User als Text eingeben. Es wird abgestritten, dass irgendwelche Bildanalysen gemacht würden. Facebook soll ja die Gesichtserkennung wieder abgestellt haben.

Last but not least: Es geht den US-Politiker:innen natürlich auch ums Business

Ich teile die Vermutung von Quellen im Netz, die ich hier nicht nenne. Du kannst sie selber suchen. Das ist ein Rant, das ist kein NZZ-Artikel und auch kein Blogbeitrag, der dir erklärt, dass es bei diesen politischen Avancen gegen TikTok gar nicht (nur) um den Schutz der westlichen Bevölkerung vor fremder Spionage ginge. Wie immer: Es geht um fç%*&ng money…

Diese Politiker:innen in den USA wollen einerseits Facebook und Co. schützen, die erwiesenermassen einen sehr grossen Kuchen des Aufmerksamkeits- und Werbemarkts an TikTok verlieren – und diese Politiker:innen wollen andererseits, dass die Gewinne von diesem Netzwerk in amerikanische Hände fliessen.

Prämisse 2: China ist kein Rechtsstaat und macht, was technisch machbar ist

Der Staat China interessiert sich nicht für internationales Recht oder für das Recht der Menschen innerhalb oder ausserhalb von China. Das Recht auf Privatsphäre von Menschen oder Firmen gibt es für die Regierung in China nicht. China fühlt sich seit den Opiumskriegen vom Westen gedemütigt und bedroht, es fühlt sich im Krieg. Somit wird (militärisch) getan, was technisch machbar ist, um im aktuellen Konflikt der Weltsysteme und der globalen Lebensentwürfe «weiter zu kommen» und «schneller zu sein» als andere. Die Zusicherungen, TikToks Datenmaterial sei auf den Servern, die nun in den USA liegen, in Sicherheit, diese Zusicherung glaube ich nicht…

Prämisse 3: Auch die US-Geheimdienste machen alles, was technisch möglich ist

Spätestens seit dem 11. September 2001 befindet sich die USA in einem Dauerkrieg und legitimiert damit ständig illegales Verhalten. Es ist müssig, hier Beispiele zu nennen, wie häufig die Geheimdienste der USA Daten auf eine Art und Weise erfasst haben, die zumindest fraglich ist. In vielen Fällen hechelt die Legislative hinterher und legalisiert, was zuvor nicht erlaubt war. Der Kriegs- und Security-Branch der Exekutive legt vor, die anderen zwei Teile der Gewaltenteilung legalisieren es… Was technisch machbar ist, das wird getan, darin unterscheiden sich die zwei Rivalen auf der geopolitischen Bühne nicht.

Das Video hat mich zum Schreiben von diesem Beitrag inspiriert

Von Laurent Sedano: Der CEO von TikTok wurde vorgeladen, um sich den Fragen von US-Abgeordneten zu stellen. Im Video eine kurze Zusammenfassung der Anhörung und der Situation.

2 Kommentare

  1. Danke für das Aufnehmen und weiterverarbeiten dieses Gedankens. Deine Inputs haben mich auch noch beschäftigt. Ich finde es schwierig beim Umfangt der Datensammlung auf Vermutungen zurückzugreifen. Gleichzeitig wissen wir aber, was möglich ist und wer das Mögliche wahrscheinlich ausreizt. Vor allem in Beratungssituationen oder Austauschrunden/Referaten möchte ich jedoch keine Vermutungen äussern. Dazu bezweifle ich, dass die erwähnten Geheimdienste die Ressourcen haben bei allen Profile die Gesichter und die ganze Inneneinrichtung zu scannen. Wichtig finde ich allerdings den Hinweis, dass sie es problemlos könnten und das auch bei einer grossen Anzahl von Menschen.

    • Das ergibt Sinn, bei Beratungsgesprächen, die für die Beratenen vor allem nützlich sein sollen und nicht in Hasenbauten locken sollen, auf Vermutungen zu verzichten. Die Frage, wie die Menschen reagieren würden, sollte so etwas Wichtiges wie TikTok verboten werden, ist denn auch relevanter als meine Vermutungen hier. Weil die Regierungen ihre Bevölkerung nicht ins Unglück stürzen lassen wollen, wird die US-Regierung alles tun, um TikTok so wie FB und Co. «in den eigenen Griff» zu kriegen anstatt das zu verbieten… TikTok-Aktive in der Schweiz brauchen wohl keine Befürchtung haben, es werde verboten oder abgeschaltet…

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